Zum Hauptinhalt springen

Fragen und Bestellungen: 041 362 04 38

Wenn Ihr Darm macht, was er will - Reizdarm

05. November 2024
Wenn Ihr Darm macht, was er will - Reizdarm

Patienten mit Reizdarm haben einen überempfindlichen Darm, der auf Nahrung oder Dehnung durch Gas mit Schmerzen, Krämpfen, Diarrhoe oder Obstipation oder beidem überreagiert. Die muskuläre Darmtätigkeit, die für den Transport des Nahrungsbreis und des Stuhls sorgt, verläuft bei Patienten mit Reizdarm unkoordiniert.

Rund 70% der körpereigenen Abwehrkräfte befinden sich in unserem Darm. Daher ist es plausible, dass im Darm die Zusammensetzung des Mikrobioms {Gesamtheit aller Mikroorganismen (z. B. Bakterien oder Viren), die den Menschen oder andere Lebewesen besiedeln} im Gleichgewicht bleibt. Die Darmbakterien sind nicht nur bei der Verdauung involviert, sondern sie tragen auch zu einem grossen Teil zu unserem Wohlbefinden bei. Langandauernde, unausgewogene und ungesunde Industrie- und Kunstnahrung, Stress, Bewegungsmangel und Umwelteinflüsse haben negative Auswirkungen auf das Gleichgewicht. Die Folge können u. a. ein Reizdarmsyndrom sein.

Es gibt aber neben der «falschen» Zusammensetzung des Mikrobioms auch noch andere Ursachen des Reizdarmsyndroms. Unter anderem wird vermutet, dass

  • überempfindliche Darmnerven, 
  • Störungen der Darmmuskulatur und
  • Entzündungen der Darmwand eine Rolle spielen könnten.

Ausserdem hat man beobachtet, dass das Reizdarmsyndrom bei Menschen, die schon einmal eine Darminfektion mit Fieber und heftigem Durchfall hatten oder Antibiotika eingenommen haben, häufiger auftritt. Eine erbliche Veranlagung könnte ebenfalls eine Rolle spielen. 
Bei vielen der erwähnten Faktoren ist allerdings unklar, ob sie eher Ursache oder Folge eines Reizdarmsyndroms sind.

Wie merkt man, ob man einen Reizdarm hat?

Symptome des Reizdarms

  • weichen Stuhl, wenn der Schmerz beginnt
  • häufigeren Stuhlgang bei Schmerzbeginn, jedoch keine nächtlichen Beschwerden
  • nachlassenden Schmerz nach dem Stuhlgang
  • deutlich sichtbaren Blähbauch
  • subjektives Völlegefühl
  • Schleimbeimengungen im Stuhl
  • unvollständige Stuhlentleerung

Zusätzliche Beschwerden wie deutlicher Gewichtsverlust, Blut im Stuhl, Fieber oder Blässe deuten aber eher auf eine andere Darmerkrankung hin, zum Beispiel auf eine entzündliche Darmerkrankung wie Colitis ulcewrosa oder Morbus Crohn. Möglich ist auch eine Divertikulitis – eine Entzündung, bei der sich Kot in Taschen in der Darmwand festsetzt. Plötzliche starke Bauchschmerzen können zudem durch Gallensteine verursacht werden.

Wenn Verdauungsbeschwerden zusammen mit Anzeichen wie zum Beispiel Blut im Stuhl auftreten, kann auch Darmkrebs eine mögliche Ursache sein. Er ist aber bei Menschen unter 50 sehr selten. Blut im Stuhl sollte grundsätzlich ärztlich untersucht werden, um die Ursache abzuklären.

Häufigkeit und Verlauf

Nach Schätzungen haben etwa 10 bis 20 von 100 Menschen ein Reizdarmsyndrom. Meistens tritt es im Alter zwischen 20 und 30 Jahren zum ersten Mal auf. Frauen haben ungefähr doppelt so häufig einen Reizdarm wie Männer.

Das Reizdarmsyndrom verläuft meist chronisch – das heisst, viele haben dauerhaft damit zu tun. Oft verläuft die Erkrankung auch schubweise: Dann wechseln sich Zeiten mit nur leichten oder gar keinen Darmproblemen mit Phasen stärkerer Beschwerden ab.

Wie wird ein Reizdarmsyndrom diagnostiziert?

Fachleute sprechen von einem Reizdarmsyndrom, wenn

  • Beschwerden wie Bauchschmerzen oder Blähungen länger als drei Monate anhalten und sich der Stuhlgang allmählich verändert – zum Beispiel häufiger oder seltener wird, oder es zu Durchfall oder Verstopfung kommt,
  • sich die Lebensqualität durch die Beschwerden spürbar verschlechtert, sodass man Hilfe sucht, und
  • eine Ausschlussdiagnose keine Hinweise darauf gibt, dass die Beschwerden durch eine andere Erkrankung verursacht werden.

Therapeutische Massnahmen

Eine gesunde und ausgewogene Ernährung und genug Bewegung gelten als Grundvoraussetzungen für eine gesunde Verdauung. Beim Reizdarmsyndrom gibt es eine Vielzahl weiterer Empfehlungen. Wer das Gefühl hat, dass bestimmte Lebensmittel die Beschwerden verstärken, kann testen, ob es hilft, darauf zu verzichten. Einige Menschen haben weniger Beschwerden, wenn sie ihre Mahlzeiten in mehreren kleinen Portionen über den Tag verteilt zu sich nehmen. Um herauszufinden, was einem guttut, kann ein Ernährungs-Tagebuch helfen.
Ausserdem kommen verschiedene Behandlungen infrage.

Am besten probiert man in Absprache mit seiner Therapeutin oder seinem Therapeut aus, was helfen könnte. Denn wenn man Menschen mit einem Reizdarm fragt, zeigt sich sehr oft: Was der eine hilfreich und beruhigend findet, scheint die Beschwerden bei einem anderen eher zu verschlimmern. Die meisten therapeutischen Massnahmen sind bisher noch nicht gut untersucht worden. Für einige Massnahmen haben Studien aber gezeigt, dass sie zumindest einigen Menschen oder wenigstens kurzfristig helfen.

Dazu zählen:

  • Pfefferminzöl
  • Mikrobiotika
  • Darmsanierung mit Toxaprevent oder Akazienpulver von Chrisana
  • krampflösende Mittel
  • Mittel gegen Verstopfung
  • psychologische Verfahren wie die kognitive Verhaltenstherapie und Hypnose

Da vor allem Arzneimittel auch Nebenwirkungen haben können, lohnt es sich, die Vor- und Nachteile solcher Mittel gut abzuwägen.